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Aelis •
Tywin • 13.06.2023
Ein Wiedersehen auf Casterly Rock - und Wochen des Zusammenseins. Der Beginn eines wahren Märchens?
„Willkommen in Litauen!“ Ein müdes Lächeln legte sich auf Aelis‘ Lippen, als die Flugbegleiterin sie ansprach, während sie darauf wartete, das Flugzeug verlassen zu können. Endlich war sie da, bald würde sie Tywin wiedersehen! Und alleine dieser Gedanke ließ ihr Herz höher schlagen, als sie sich für den Flug und den Service bedankte. Die Tatsache, dass Tywin dafür gesorgt hatte, dass sie den besten Platz in der First Class erhalten hatte, beim Anflug schon etwas von seiner Heimat hatte sehen können, war ihr fast schon zu viel gewesen! Sie war doch nur eine Studentin, arbeitete nebenbei im Bücherladen ihrer Tante. Doch er hatte das Ticket für sie gekauft und sie war wirklich froh darüber, dass sie die Zeit hatte nutzen können, um zu entspannen. Sich auch ein wenig hinzulegen, nachdem der Sitz zu einem Bett umgestellt worden war. Und das Essen, es war traumhaft geworden – und nun verstand sie auch, warum Menschen, die das Geld hatten, sich diesen Luxus leisteten. Denn es war nicht vergleichbar mit den Erfahrungen, die sie bisher mit Flügen in der Economy Class gemacht hatte. Nicht, dass sie überhaupt schon einen so langen Flug in ihrem Leben gemacht hätte! Oh nein, das hatten sie nicht gekonnt, immerhin hatte ihre Tante auch noch den Buchladen gehabt und dieser war nicht von alleine offen.
Ihre Finger schlossen sich um ihre kleine Tasche, die sie mit im Flugzeug gehabt hatte, in der ihr iPad, ihr Smartphone, ein Buch und ein paar andere Sachen waren, ehe sie durch die Gateway ins Innere des Flughafens ging, sich ganz und ehrlich anstellte, immerhin war sie nun am anderen Ende der Welt und sie wollte ungern einen Fehler machen. Und als sie endlich an der Reihe war, hatte sie bereits ihren Reisepass und alles, was sie sonst brauchte, bereit, legte es der Beamtin vor. „Hey. Ich werde einige Wochen hier bei meinem Freund verbringen.“, erklärte sie auf Englisch, deutlich war der neuseeländische Einschlag zu hören. Ehe sie die Beamtin beobachtete, wie diese einige Daten in den Computer eingab, ehe sie einen Stempel setzte. „Miss Tully, willkommen in Litauen. Wenn Sie bitte meinem Kollegen folgen?“ Hatte sie doch etwas falsch gemacht? Die selbstblonde Frau war sich nicht sicher, doch sie würde keinen Widerstand leisten, nein, sie wollte einfach nur zu Tywin. Auch, wenn er ihr bereits gesagt hatte, dass es noch etwas dauerte, wenn sie am Flughafen war, da er sie leider nicht abholen könnte.
Für einen Augenblick hatte sie nur vergessen, dass er auch gesagt hatte, dasss er sich darum kümmern würde, dass sie ohne Probleme zu ihm käme, ohne dass die Medien gleich auf sie aufmerksam würden. Immerhin wusste sie, dass er wichtig war in seiner Heimat, dass man ihn kannte. Kein Wunder als wichtiger Politiker. Dass das noch untertrieben war, ahnte sie nicht – und das war auch gut so, denn Aelis war sich nicht sicher, ob sie sich dann hierher getraut hätte. So, dass sie dem Mann folgte, sich fragte, was sie falsch gemacht haben könnte – und doch verwundert blinzelte, als dort schon ihr Gepäck stand und ein Mann in einer Uniform. „Ich wurde angewiesen, Sie abzuholen. Brauchen Sie noch irgendwas, ehe wir losfahren? Getränke und Snacks warten im Wagen.“ Sie blinzelte verwundert, ehe sie den Kopf schüttelte, noch ein wenig überrumpelt. Sie hatte keine Ahnung, wie viel diese Leute wussten – und wollte schon fast protestieren, als der Mann ihren Koffer griff, ihn einfach hochhob. Und die Reisetasche, die auch nicht gerade wenig wog, da sie auch einige Bücher dabei hatte.
Es ging zu einem Aufzug, dann in eine Tiefgarage – und die Neuseeländerin war sich sicher, dass das hier eigentlich nicht für normale Personen wie sie gedacht war. Doch als ihr auch noch die Tür aufgehalten wurde, rutschte sie auf die geräumige Rückbank des Wagens, hörte noch, wie ihre Sachen verstaut wurden und der Fahrer einstieg und sie dann schnell ausparkten, losfuhren. „Ich muss irgendwo noch Geld wechseln, wenn das möglich ist“, kam es nach einigen Augenblicken dann aber von ihr, immerhin hatte sie nur ihre heimische Währung, doch hier, da war es anders. „Mister Lennister meinte, dass das nicht nötig sei. Er hat schon für alles gesorgt.“ Für einen kurzen Moment hatte Aelis das Gefühl, dass es ihm schwer fiel, ‚Mister Lennister‘ zu sagen – doch vielleicht täuschte das auch nur, weil Englisch nicht die Muttersprache war? Sie wusste es nicht. „In der Mittelkonsole zwischen den Sitzen finden Sie gekühlte Getränke und alles, was sie brauchen könnten. Bedienen Sie sich, bitte. Wir haben etwa zwei Stunden Fahrt noch vor uns.“ Sie sah nicht, wie der Fahrer sie für einen Augenblick aus dem Rückspiegel beobachtete, während er den Wagen in den fließenden Verkehr lenkte.
Und sie ließ es sich nicht zweimal sagen, nein, dafür war sie dann doch zu neugierig. Und lächelte, als sie zwischen den Flaschen einen Brief sah, darauf Tywins Schrift und ihren Namen. Es war eine Karte von Kings Landing, der Hauptstadt, die auch Vilnius genannt wurde, auf der Rückseite nur eine kurze Nachricht, die doch ihr Herz dazu brachte, ihr Herz schneller schlagen zu lassen. ‚Ich freue mich auf dich!‘ Und sie errötete leicht bei dem Gedanken, dass er das alles für sie gemacht hatte. Nur, um sich eine Flasche Wasser zu nehmen und schnell einen Schluck zu nehmen. Das kalte Getränk tat so gut! Und die Snacks, sie entpuppten sich nicht nur als ungesunde Sachen, sondern auch als frisches Obst und glücklich nahm sie ein paar der Erdbeeren, merkte, wie sie merklich entspannte, während ihr Blick aus dem Fenster glitt. Sie hatte bereits verstanden, dass sie nicht in Kings Landing gelandet waren, sondern in Kaunas, weil es näher war. „Wenn Sie nach links schauen, können Sie unter anderem das Kauno IX Fort sehen, eines der Sehenswürdigkeiten.“ Und tatsächlich, das beeindruckende Fort zeigte sich nur Momente später und ein Lächeln glitt auf Aelis Lippen.
Und die restliche Zeit, sie verging fast wie im Flug, immer wieder wurde sie auf Besonderheiten aufmerksam gemacht.
Doch als sie schließlich vor einer auf einer Klippe stehenden Burg zum Stehen kamen – nachdem sie gefühlt schon vor Kilometern durch ein Sicherheitstor gefahren waren. „Willkommen auf Casterly in Kunigiškiai“, hörte sie noch die Worte des Fahrers, der bereits ausgestiegen war und nun herumgekommen war, ihr die Tür aufhielt. „Ich, das …“ Sie fand nicht einmal richtige Worte dafür! Es war umwerfend, einfach atemberaubend. So etwas hatten sie in Neuseeland nicht. Und das Rauschen des Meeres, das Schlagen der Wellen an die Klippe, es gab ihr so ein Gefühl von Heimat, zusammen mit dem Wind, der zwar dank der Sonne warm war und doch im Vergleich zu ihrer Heimat fast schon kühl. Doch es war eine Stimme, die sie dazu brachte, sich um die eigene Achse zu drehen – sie ahnte ja nicht einmal, dass der ‚Fahrer‘ wusste, dass Tywin und sie mehr verband, dass er der einzige war, der davon wusste, wie gut sie sich in ihrer Heimat verstanden hatten, wie tief ihre Gespräche gegangen waren, dass sie ihn am liebsten nicht hätte gehen lassen … „Tywin!“, kam es leise von ihr und mit wenigen Schritten war sie bei ihm, schlang glücklich die Arme um ihn. „Ich habe dich so vermisst!“